Donnerstag, 16. Mai 2013

Third Wave Coffee / die dritte Kaffee Welle


Third Wave / die dritte Welle

sicherlich lässt sich diese Wunderbare Bezeichnung auf viele Bereiche anwenden, doch auch die Kaffeebranche verwendet diesen Begriff in den letzten Jahren immer häufiger.

Wenn wir von der dritten Welle sprechen, sollte vielleicht kurz erwähnt werden, was unter der ersten und der zweiten Welle zu verstehen ist.

Als erste Welle gilt das generelle Bekanntwerden von Kaffee als gerösteter Aufguss und die Kultivierung der Pflanzen von Äthiopien ausgehend rund um den sogenannten "Kaffeegürtel".
Die zweite Welle breitete sich mit dem Getränk Espresso und den verwandten Produkten Cappuccino und Latte Macchiato von Italien aus und endete, mit einer alles überschwemmenden Flut, an sogenannten Coffeeshops, „die italienischen“ Kaffee mit amerikanischen SB Lounge kombinierten.
Neben den Getränkevolumen die scheinbar immer größer wurden, wurden auch die Preise für das Getränk Kaffee stetig höher.

Auch wenn die dritte Welle heute weit größere Ausmaße angenommen hat, als man sich vorstellen konnte, begann sie bei uns in Deutschland wohl mit den kleinen Röstereien,
die vor etwa 10 Jahren sich von Stadt zu Stadt ausbreiteten.
Das Geheimnis "Kaffee" sollte gelüftet werden, Rohkaffees aus vielen Anbaugebieten wurden als sogenannte Single Origins, Länderkaffees oder
Sortenreine Kaffees angeboten und im Kaffeehaus selbst geröstet.
Wobei heute weder bei Wein, noch bei gehobenen Kaffees jemand die bloße Angabe der Region beim Kauf akzeptieren würde, war mit der Bezeichnung "Guatemala Antigua, gewaschen" zunächst eine Revolution der Transparenz und ein noch nie da gewesenes Verständnis erreicht.
Die Zeit der "Kaffeereisen" war angebrochen und Kaffees bekamen eine Geschichte und Gesichter. Dass Arabica und Robusta nicht die gesamte Botanische Wahrheit der Gattung "Coffea" war, haben viele vielleicht schon geahnt. Dennoch war den meisten nicht bewusst, dass sich hinter einer komplexen botanischen Struktur von zahllosen ursprünglichen (äthiopischen) Varietäten, Hybriden und Mutationen ebenso komplexe aromatische Vielfalt steckt.
Cup of Excellence wurde ein Begriff und die Verbindungen zwischen, Röstern, Baristi und Kaffeebauern wird enger.
Für die steigenden Kaffeepreise ist jeder Konsument offen der
in der Tasse eine neue Offenbarung erlebt.

Mit steigenden Angebot und Qualität an Rohkaffees wendet man sich auch der Zubereitung zu.
Espressomaschinen werden Dual- oder Multiboiler mit PID Steuerung, aus 14g werden 20g Siebe und aus minderwertiger Massenware wird Präzission von VST. Wurde früher über 8 oder 9 bar Druck diskutiert,
battelt man sich heute mit Pressure - und Temperature Profiles.
Die vollautomatische Kaffeeaufbrühmaschine für 5 Euro wird gegen Präzisionsgeräte mit Design Award und dem 30fachen Preis getauscht.
Und bei jeder Neuerung aufs Neue die Frage: "Schmeckt man das?", "ja" lautet die Antwort, wohl wissend dass man technisch betrachtet einen schlechten Kaffee auch mit innovativster Technik nicht besser macht.
Am Ende wäre natürlich noch die Latte Art Entwicklung zu erwähnen. Konnte man noch vor wenigen Jahren eine Meisterschaft mit Herz, Blatt und Schwan für sich entscheiden gießt man sich heute national und international in völlig andere Dimensionen. Die Tulpen sind jetzt 15teilig und gedreht, die Schwäne doppelt und dreifach. Why not?


Zusammenfassend:
Die dritte Welle bringt uns bis heute großartige Kaffees in die Tasse, die Kreativität der Zubereitung bringt stets neue und optimierte Ansätze und  Techniken hervor. Die Beziehungen zum Produzenten und Kaffeebauern
ist Partnerschaftlich, steigender Preis bei steigender Qualität und da ist noch viel Luft nach oben. Seit langen gibt es wieder so etwas wie Kultur, - Kaffeekultur, auch in unserem Land.
Mit einer Form von betriebswirtschaftlicher Trägheit breitet sich die dritte Welle auch mehr und mehr in den Cafés und Restaurants aus. Ein guter Barista wird als
Fachkraft gesehen und der Kilopreis ist nicht mehr das erste Kriterium um sich für einen Kaffee zu entscheiden.

Wir dürfen wohl gespannt sein, wie weit sich diese Welle noch aufbäumt.

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